100 Jahre
Darmstädter
Sezession

Kunstfestival
08.06. — 15.09.

Den
Bogen
spannen

100 Tage Ausstellungen und Austausch, Veranstaltungen und Führungen, Konzerte und Feste. Das Jubiläumsfestival der Darmstädter Sezession ist eine Feier der Künste in Darmstadt; eine Veranstaltung, die der komplexen Struktur und Geschichte einer gewachsenen Künstlervereinigung gerecht wird. Am 8. Juni 1919 von Menschen gegründet, die eine andere Idee von Kunst und Gemeinschaft leben wollten, werden wir ab dem 8. Juni 2019 erneut eine der großen Fragen der Menschheitsgeschichte besprechen: wie organisieren wir Gemeinschaft? Oder mit Blick auf unsere Profession gefragt: was können die Künste zum gelingen von Gesellschaft beitragen? 

Großveranstaltungen dieser Art sind für gewöhnlich mit dem Auftrag versehen, unter anderem zur Urteilsbildung des Publikums beizutragen und durch das Treffen einer Auswahl das Neueste, Wichtigste, Größte etc. zu markieren. Es geht um beliebige Superlative, die als Richtwert für das Bewertungsraster dienen sollen. Bazon Brock hat bereits im Rahmen der Documenta 4 im Jahr 1968 für eine zweite Documenta votiert, bei der all das gezeigt werden würde, was nicht ausgewählt wurde. Nur so wäre eine wirklich demokratische Bildungssituation zu erreichen und es würde nicht einfach ein ums andere Mal ein neuer Richtwert diktiert. Dieser Vorschlag kann als tiefe Kritik der Besuchererfahrung verstanden werden, sofern sie auf eine Bewertungspraxis verkürzt wird. Jahrzehnte später hat sich die Bewertungspraxis in allen Gesellschaftsbereichen derart breit gemacht, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, welcher Form der Konditionierung wir in diesem Prozess eigentlich unterliegen. Ob es der zwanghafte Positivismus im digitalen Daumen ist oder die Vergabe von Sternchen nach der Bestellung im Internet. Um Bewertungen in dieser Geschwindigkeit und Menge vorzunehmen, braucht es ein verkürztes (Be-)Wertungssystem mit unheimlich simplen Werteinheiten. Ein Prozess, der unsere Wahrnehmung verändert und dafür sorgt, dass sich die Zeit zwischen Erfahrung und Bewertung auf ein Minimum verkürzt. 

Wir verweigern uns als künstlerisch tätige Menschen dieser Form der schnellen Bewertung. Als Darmstädter Sezession sehen wir den Auftrag für unser Jubiläumsfest darin, eine Kritik daran zu üben, wie wir der Welt als Gesellschaft begegnen und versuchen zu zeigen, wie die Beschäftigung mit Kunst zu einer differenzierten Form der Sinnlichkeit beitragen kann. Allerdings muss man ihr die Zeit geben zu wirken um die Bewertung nicht in die Erfahrung hineinragen zu lassen. Wir laden Sie deshalb herzlich dazu ein gemeinsam mit uns diese Form des vorauseilenden Wohlwollens zu praktizieren und den vielen unterschiedlichen Werken dieser Veranstaltung so zu begegnen, wie sie es verdient haben - mit möglichst offenen Sinnen. 

 

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